Ein Polenmarkt in der Nähe?
Obwohl unser Hauptziel ein Ausflug nach Auschwitz war, um unserem Sohn ein tieferes Verständnis für die Geschichte zu ermöglichen, waren wir auch neugierig auf die sogenannten „Polenmärkte“. Welche Waren würden dort angeboten und zu welchen Preisen? Könnten wir tatsächlich „originale“ Fälschungen bekannter Marken finden?
Zu Letzterem kann ich Folgendes anmerken: Echte Markenfälschungen findet man wohl hauptsächlich in Ländern wie Thailand oder China. Bei Textilien handelt es sich häufig um „Überproduktionen“, die auf den Markt gelangen.
Auf den Märkten in Polen oder Tschechien hingegen gibt es keine echten Markenfälschungen, sondern eher humoristische Artikel. Der Trick der Anbieter, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, liegt in der bewussten Verfälschung der Markennamen. Da weder ein originales Produkt nachgeahmt noch ein Markenname ohne Genehmigung verwendet wird, liegt de facto keine Markenfälschung vor. Die Leidtragenden sind die Käufer, die ein minderwertiges „BOSS“-Shirt mit dem Schriftzug „BOS“ oder statt „Camp David“ eben „Kamp David“ erstehen, und aus „Nike“ wird ein erfindungsreiches „Nik“.
Doch zurück zum Anfang. Kaum in Polen angekommen – tanken mussten wir ohnehin -, wollten wir unbedingt einen polnischen Markt besuchen. Leider überquerten wir die deutsch-polnische Grenze auf der Autobahn und fanden dort keinen Markt am Straßenrand. Also verließen wir die nächste Ausfahrt und fuhren in die nächste kleine Stadt, aber von einem Polenmarkt war weit und breit nichts zu sehen, obwohl wir keine 10 Kilometer von der Grenze entfernt waren. Was machten wir falsch?
Wir haben den Fehler gemacht, die Nachfrage nicht richtig einzuschätzen. Ein Markt entsteht nur dort, wo eine hohe Nachfrage besteht. Wir hätten direkt bei Görlitz die Grenze überqueren sollen, um einen Polenmarkt zu finden. Denn auf der polnischen Seite von Görlitz, nur 300 Meter vom Grenzübergang entfernt, befindet sich der „Kleine Markt“, ein sogenannter Polenmarkt. Dort werden Lebensmittel wie Milch- und Fleischprodukte, Zigaretten, Alkohol, Kleidung, Haushaltswaren und Lederwaren angeboten. Auch Dienstleistungen wie ein Nähservice stehen zur Verfügung. Diese Information erhielt ich leider erst nach einer Recherche zu Hause am Computer.
In den Jahren nach der sogenannten „Wende“ schossen die Polenmärkte allerorts aus dem Boden, doch heutzutage muss man sie suchen. Ein Grund dafür ist die allgegenwärtige Präsenz von Supermarktketten wie Lidl und Kaufmarkt. Zigaretten kosten auf einem Polenmarkt genauso viel wie im Supermarkt oder an der Tankstelle.
Die einstigen „wilden Märkte“ wurden in gezähmte und rechtlich verbindlich organisierte Wochenmärkte umgewandelt. Wer illegale Waren anbietet, wird vom Marktleiter ausgeschlossen. Auch wer seine Waage nicht korrekt kalibriert und Kunden täuscht, wird nicht ungestraft davonkommen.
Illegale Waren – Waffen
Bestimmte Artikel und Produkte, die in Deutschland als illegal und verboten eingestuft werden, sind in Polen völlig legal. Zu den in Deutschland verbotenen Gegenständen gehören unter anderem Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 7 cm, Springmesser, Schlagstöcke, Nunchakus und Schlagringe.
Verbotene Drogen
In Polen ist der Besitz oder Konsum von Marihuana/Cannabis grundsätzlich strafbar. 2011 führte der Staat jedoch eine sogenannte „Toleranzpolitik“ ein, die den Besitz geringer Mengen für den Eigenbedarf von Strafverfolgung ausnimmt. Drogen wie Haschisch, Cannabis, MDMA, Ecstasy, Pillen, Crystal oder Kokain werden auf den Polenmärkten selten verkauft, da diese streng überwacht werden. Stattdessen sind diese illegalen Substanzen häufig in größeren Städten im Grenzgebiet erhältlich.
Prostitution
Solche Angebote sind auf den sogenannten „Polenmärkten“ nicht zu erwarten. Diese Märkte werden als wirtschaftliche Unternehmen betrieben. Der Betreiber des Marktplatzes trägt die Verantwortung für die Einhaltung polnischer Gesetze. Damit er dieser Verpflichtung nachkommt, werden die Ordnungsbehörden ihn ebenfalls überwachen.
Gefälschte Markenprodukte
Die Versuchung, zum Beispiel einen nachgemachten Armani-Gürtel zu erwerben, ist verlockend. Doch die heutigen legalen Händler sind keineswegs naiv, und die Zeiten des sogenannten „wilden Ostens“ sind längst vorbei. Statt eines „Armani“-Gürtels wird Ihnen möglicherweise ein „Amani“-Gürtel angeboten. Peinlich wird es für denjenigen, der diesen Unterschied nicht bemerkt.
Im Grunde handelt es sich bei den letzten Polenmärkten um „Trödelmärkte“ mit viel Ware aus Fernost, einheimischen Lebensmitteln vom Bauernhof und vielen Getränkeständen.
Generell
Polnische Spezialitäten wie Pierogi, Piroggi und Zurek können Sie in den zahlreichen gastronomischen Einrichtungen genießen. Zudem haben Sie die Möglichkeit, einheimisches Bier, Wein oder Wodka zu probieren.
Wenn Sie mit der Familie in Polen einkaufen gehen, wird jeder Tagesausflug zu einer aufregenden Schnäppchenjagd – jeder findet etwas nach seinem Geschmack. Eine Vielzahl von Produkten kann zu günstigen Preisen erworben werden. Bekleidung, Unterwäsche, Socken, Jeans, Sportartikel, Schuhe und Spielzeug zählen dabei zum Standardsortiment.
Schreckschusswaffen, wie zum Beispiel Schreckschusspistolen und Schreckschussrevolver, sind in Polen deutlich günstiger als in Deutschland. In vielen Geschäften werden EC-Karten akzeptiert. Achten Sie jedoch stets genau auf den abgerechneten Betrag. Unsere polnischen Nachbarn sind keine Kriminellen, aber auch sie können gelegentlich Fehler machen. Ein Shuttlebus bringt Tagesausflügler für wenige Euro über die Grenze und wieder zurück.