Jeder kennt die Klischees und Witze über Polen. Mit diesen im Hinterkopf überquerten auch wir die Grenze zu unserem Nachbarland. Am Ende unseres Kurzurlaubs zogen wir ein Fazit.
War das ein Ersatzteildieb?
Schon wenige Kilometer nach der Grenze machten wir eine seltsame Entdeckung. Mitten am Tag sahen wir einen Einheimischen, der mit einem Kotflügel unter dem Arm über die Landstraße ging und sich zu einem Rastplatz begab. Normalerweise sitzt der Fahrer am Steuer seines Autos, während der Kotflügel im Kofferraum verstaut ist. Es sei denn, das Auto steht mit einem Blechschaden auf dem Parkplatz, kann nicht weiterfahren und der Fahrer ist gezwungen, auf „polnische“ Art Ersatz zu beschaffen. Jedenfalls sorgten wir uns um unsere Autoreifen. Vielleicht sind wir die nächsten Opfer?
Personal ohne Fremdsprachenkenntnisse
Das Personal an den Raststätten spricht überwiegend Polnisch, während Englisch oder Deutsch seltener anzutreffen sind. Dies ist jedoch durchaus üblich und mit der Situation in Deutschland vergleichbar. Menschen, die Fremdsprachen beherrschen, haben in der Regel bessere Berufsaussichten und müssen daher nicht zwingend an einer polnischen Raststätte arbeiten. Sie ziehen es oft vor, 40 Kilometer weiter in einer deutschen Raststätte für den Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde zu arbeiten, statt auf der polnischen Seite für nur 2,85 Euro pro Stunde. Diese Erfahrung teilen wir ebenfalls.
Unfreundliche Polen?
Im Internet stoße ich häufig auf das Vorurteil, dass Polen unfreundlich seien. An verschiedenen Stellen wird dies damit begründet, dass der Pole lediglich versucht, nicht aufdringlich zu erscheinen. Wir können jedenfalls nicht bestätigen, dass Polen unfreundlich sind. Einmal führte uns unser Navi in der Dunkelheit im Kreis, als wir auf dem Weg zu unserer Ferienunterkunft waren. Schließlich gelang es uns, eine Frau nach dem Weg zu fragen, indem wir den Straßennamen in unser Handy eintippten und es ihr zeigten. Da wir weder Polnisch sprachen, noch sie Englisch oder Deutsch verstand, winkte sie uns einfach, ihr zu folgen, und führte uns bis zur richtigen Adresse, während sie vor unserem Auto herlief. Es waren zwar maximal 100 Meter, aber wir waren dankbar und fanden ihr Verhalten alles andere als selbstverständlich.
Auf dem Land, in einem Biedronka-Supermarkt, erregten wir als eine Art Exoten durchaus Aufmerksamkeit und wurden entsprechend beäugt. Das Verhalten der Verkäuferinnen war neugierig, dabei jedoch stets zuvorkommend und freundlich. Mehrere von ihnen bemühten sich, unsere Wünsche zu erraten und zu erfüllen.
Fazit: Wir wurden weder bestohlen noch angepöbelt und hatten keine Begegnungen mit „faulen“ Polen. Unsere Vorurteile konnten somit ausgeräumt werden.