
Die Preise für Übernachtungen und Verpflegung im Ostseeraum steigen schon seit Jahren. Es wäre jedoch zu vereinfacht, dies allein auf den 2015 eingeführten Mindestlohn zurückzuführen.
Der Mindestlohn
Kommen wir zum Mindestlohn. Seit seiner Einführung 2015 mit 8,50 Euro pro Stunde hat er sich auf 9,19 Euro erhöht, und bis zum 1. Januar 2020 soll er auf 9,35 Euro ansteigen. Diese Anpassungen wirken sich nicht nur auf die Übernachtungskosten aus, sondern führen auch zu höheren Eintrittspreisen, da auch das Personal, etwa die Eintrittskartenkontrolleure, nun mehr Lohn erhalten.
Das Gastgewerbe ist besonders stark vom Mindestlohn betroffen. Viele kleine Hotels und Pensionen bieten mittlerweile nur noch ein einfaches Frühstücksbüfett an und streichen das Abendessen, da sie nicht genügend Personal beschäftigen können. Darüber hinaus müssen auch Bäckereien und Fleischereien mit Preiserhöhungen von bis zu 10% kämpfen.
Immobilienpreise
Die Immobilienpreise tragen ihren eigenen Teil zur Preisspirale bei, schließlich verspricht eine Immobilie mehr Rendite oder Zinsen als ein vergleichbares Anlagevolumen in anderen Sparten. In den letzten Jahren stiegen so die Preise für ein Feriendomizil an der Ostsee um bis zu 40 % . Die teuersten Kaufimmobilien mit durchschnittlich 3.025 Euro pro Quadratmeter wurden in der Region Rügen registriert, gefolgt von den Regionen Rostock und Usedom (Quelle: https://www.svz.de/19706476).
Sicherheitsaspekte
In (oft abseits gelegen) Ferienhäusern und Ressorts gesellen sich steigende Kosten für sicherheitsrelevante Ausgaben und Investitionen zur Preisspierale. Gerade in den neuen Bundesländern verspüren Bürger und Urlauber ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Während der Urlauber vor 10 Jahren noch mit einem Zaun zum fernhalten von Wildschweinen zufrieden war, getraut er sich heute kaum noch aus dem Ferienhaus ohne seine Wertgegenstände im Tresor der Rezeption sicher abzugeben.
Das Internet
Nicht zu vergessen ist das gestiegene Bedürfnis der Urlauber nach ständiger Vernetzung. Ein Anbieter ohne schnelles WLAN hat im Wettbewerb um Gäste das Nachsehen und muss in moderne Technik investieren, was wiederum die Kosten für die Urlauber in die Höhe treibt.
Im Allgemeinen ist ein Urlaub an der Nordsee momentan noch teurer als an der Ostsee, da es dort weniger Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Doch die Ostsee holt inzwischen auf, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Beliebtheit als Urlaubsregion. Diese begrenzte Anzahl an Unterkünften trägt allerdings auch dazu bei, die Preise weiter zu steigern.
Wer nur 14 Tage vor den Ferien eine Übernachtung, vielleicht in einem Ferienhaus, buchen möchte, wird oft erstaunt feststellen, wie eingeschränkt die Auswahl bereits ist. Wenn dann noch der Sohn schnelles WLAN möchte, der Vater einen Privatparkplatz braucht und die Mutter ein separates Schlafzimmer sucht, um dem Schnarchen des Ehepartners zu entkommen, wird es an der Ostsee richtig teuer.
Ein Ende dieser Preisspirale ist nicht abzusehen, doch ein Urlaub an der Ostsee, in einem eigenen Ferienhaus, bleibt nach wie vor „unbezahlbar schön“.